Rezensionen Dirigent

 

Stuttgarter Zeitung | Bach: Matthäuspassion in der Stiftskirche Stuttgart (April 2017, Susanne Benda)

"Drei Stunden musikalisch erfüllte Empathie, drei Stunden, in denen ein Laienchor das Optimum dessen erreicht, was ein Laienchor erreichen kann, drei Stunden Spannung und eine staunenswerte, detailreiche, sehr genaue Durchdringung: So hat am Donnerstagabend Kay Johannsen Bachs Matthäuspassion wirken lassen, und so hat sie ihre Zuhörer berührt. (...) der vielschichtige Eingangschor (mit den Hymnus-Chorknaben) und der Schlusschor, dessen finalen Vorhalt Johannsen am liebsten überhaupt nicht aufgelöst hätte, schließen sich als Klammern fest um eine Aufführung, die das Leiden mit Präzision und Leidenschaft füllt und die Kunst und Gottesdienst ineinander fließen lässt."

 

Ludwigsburger Kreiszeitung | Händel: Samson in der Stiftskirche Stuttgart (November 2016, Dietholf Zerweck)

"Schon zu Beginn erstaunt die 80-stimmige Stuttgarter Kantorei durch homogenen Klang und prägnanten Ausdruck, in den zahlreichen Chören des Oratoriums und im ständigen Wechsel der Israeliten und Philister gelingt ihr eine packende Darstellung. (...) Höchst lebendig entfaltet Johannsen mit dem stilsicher musizierenden Ensemble Stiftsbarock, dem Chor und den Solisten den Mittelakt des »Samson«-Musikdramas: Die Sorpanistin Andrea Lauren Brown ist eine verführerische Dalila, der Händel die betörendsten Koloraturen in die Stimme legt. (...) Ein weiterer Höhepunkt ist das Kräftemessen zwischen Samson und dem Riesen Harapha, dem der Bassist Simon Robinson prächtiges Volumen gibt. (...) Grandios auch das Finale mit Trauermarsch. Für die spannende Aufführung gab es begeisterten Beifall."

 

Stuttgarter Nachrichten | Händel: Samson in der Stiftskirche Stuttgart (November 2016, Markus Dippold)

"Wie meist in Werken dieser Gattung fällt dem Chor eine entscheidende Rolle zu. Der Stiftskantor Kay Johannsen hat seine Stuttgarter Kantorei hörbar gut auf diese Herausforderung vorbereitet. Eindrucksvoll gelingt die Gestaltung des Aufeinanderprallens der Philister und Israeliten im zweiten Akt. Bis zum finalen Gotteslob am Ende des fast dreistündigen Werks bewahren die rund 80 Sänger ihre Leichtigkeit in der Tongebung. Überzeugend ist vor allem die emotionale Auslotung des biblischen Dramas, das zwischen Resignation, Lebensmüdigkeit und Kampfgeist schwankt."

 

Ludwigsburger Kreizeitung | Bach:vokal-Konzert beim Deutschen Chorfest in der Stiftskirche (Juni 2016, Dietholf Zerweck)  

"(...) so steht Kay Johannsen mit den 16 Vokalisten seines Ensembles stimmkunst kirchenmusikalisch mit an der Spitze der Bach-Pflege. Mit dem Ensemble Stiftsbarock und seiner Konzertmeisterin Christine Busch steht dazu ein in historischer Aufführungspraxis geschultes Kammerorchester zur Verfügung.
Prachtvoll strahlten die Barocktrompeten in den Eckchören der Kantate ›O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe‹, die Flöten und Oboen malten das ›Entzünde die Herzen‹ mit bildhafter Intensität. Vorzüglich in Artikulation und Phrasierung sang die Altistin Lena Sutor-Wernich ihre Arie ›Wohl euch, ihr auserwählten Seelen.‹ Jedes der vier Stimmquartette glänzte in den Chören durch charakteristische Intonation und makellose Koloraturen.
Ein Höhepunkt vokaler Homogenität war die Motette ›Fürchte dich nicht, ich bin bei dir‹, deren Polyphonie vom Cantus firmus der Soprane mit innerem Leuchten erfüllt wurde. Mit der ›Kyrie-Gloria-Messe‹ G-Dur von Johann Sebastian Bach ging das vom Publikum mit viel Beifall bedachte Konzert in der Stiftskirche zu Ende."

 

Stuttgarter Nachrichten | Dvorak: Requiem (März 2016, Verena Großkreutz)

"Da ist es, das Jüngste Gericht, Highlight jedes Requiems: Posaunen dröhnen, die Chorstimmen wogen in wildem Auf und Ab, die Feuerbrunst malend. Das »Dies Irae« ist auch in Antonín Dvoráks Totenmesse Ort greller Tonmalerei und lustvoll krasser Darstellung apokalyptischer Zustände. Und mittendrin in der Masse kraftvoll arbeitender Musizierender: Stiftskantor Kay Johannsen, der Dvoráks Requiem am Karfreitag in der ausverkauften Stuttgarter Stiftskirche mit feinem Gespür für den großen dramatischen Bogen zu einer mitreißenden Aufführung brachte (...)
Neben diesen ekstatischen Momenten gefällt Dvoráks Requiem aber vor allem wegen seines lyrischen Tonfalls, etwa der schmerzvoll-introvertierten A-Cappella-Phasen mit der Bitte um ewige Ruhe und ewiges Licht, die Johannsen mit seinem farblich fein nuancierenden Chor hervorragend vorbereitet hat. (...) Wohlklingend ist die Intonation der Soprane, die zum insgesamt ausgewogenen Klangbild des Abends einiges beitragen.
(...) Emotional leuchtend, sehnend und seufzend agieren die Streicher, sehr präzise klingt die imposante Blechbläserfraktion mit Tuba, sensibel und farbig singend der Holzbläserblock, den Dvorák zur Schaffung von Kontrasten gelegentlich auch alleine in Szene setzt – so ­effektvoll wie die viertönige, seufzende Todeschiffre, mit der das Requiem beginnt und die immer wieder wie aus dem Nichts auftaucht."

 

Ostalb-Kurier | Verdi-Requiem im Münster Schwäbisch Gmünd (Juli 2015, Wolfgang Nussbaumer)

(...) "Man muss zu dramatischen Vokabeln greifen, um dieses Phänomen überhaupt anschaulich machen zu können. Kay Johannsen ist der Hexenmeister. Er ruft die Geister zum orchestral-stimmlichen Veitstanz – und weist sie nach getanem Fortefuror in die Schranken des Pianissimo. Er muss dazu nur die rechte Hand schließen. Der drahtige Stuttgarter Stiftskantor ist der Dompteur. Chor, Orchester, Solisten – alles sieht auf sein Kommando, bereit, im Bruchteil einer Sekunde zu reagieren.
Und der Organist Kay Johannsen ist der Poet, der auf der Klaviatur der Gefühle spielen kann, dass einem die Tränen in die Augen steigen. Sein Können kommt natürlich nur zum Tragen auf dem felsenfesten Fundament seiner Stuttgarter Kantorei, der ebenfalls von ihm gegründeten Stiftsphilharmonie und des Solistenquartetts.
(...) 
Und so offenbart sich dieses Requiem trotz aller vordergründigen inhaltlichen Implikationen in Johannsens fesselnder Interpretation als ein Paradies an orchestralen Farben, chorischer Präsenz und dramatischen solistischen Zäsuren.
(...) Durch die schon exzessiv ausgelebte Dynamik, die jedoch nie aus dem Ruder der Disziplin läuft, schafft der Dirigent ein dramatisches Gerüst, das jeder Belastung standhält.
(...) Im Spannungsfeld zwischen Horror und Hosianna kann es für die Stuttgarter Kantorei in diesem Verdi-Falle nur einen Sieger geben: die perfekte Vitalität seiner Musik. Hymnischer Applaus!"

 

Gmünder Tagespost | Verdi: Requiem im Münster Schwäbisch Gmünd (Juli 2015) 

(...) "Mit Stimmgewalt und Ausdruckskraft führten die Choristen der Stuttgarter Kantorei das einleitende Requiem und Kyrie in den sakralen Charakter der Missa ein. Zusammen mit den vier Solisten entstanden in der Sechsstimmigkeit des Requiems klare und plastische Register in den einzelnen Stimmen, die sehr schön auf die gewaltige Dramatik des folgenden Dies irae vorbereiteten. Die Stuttgarter Kantorei sang selbst im Fortissimo äußerst homogen und wusste dabei auch den virtuosen, eingefügten Solistenarien leuchtende Strahlkraft abzugewinnen. Sehr schön erzeugten die Choristen einen sensiblen, von weichem Gestus geprägten, leisen Klang, der auch in den folgenden Sätzen die stimmungsmäßigen und dynamischen Entwicklungen innerhalb dieser Missa zur Geltung kommen ließen.
(...) Die begleitende Stiftsphilharmonie Stuttgart musizierte stets äußerst präzise und architektonisch gedacht, wodurch die genau durchdachte Dramaturgie der Tempi und der Dynamik ein besonderes Augenmerk erhielt. Die MusikerInnen zeigten sich als Begleiter des Chores oder auch der Solisten äußerst agil in der Umsetzung der vielfältigen dynamischen Abstufungen, die Stiftskantor KMD Kay Johannsen in teils schnellem Wechsel einforderte. Durch dieses Dirigat gelang es Kay Johannsen die musikalische Linie der alternierenden Chor- und Solisten- und Ensemblesätze in einem steten Fluss zu halten und überlegt die ausdrucksvollen Spannungsbögen voll auszuschreiten und eindringliche Akzente zu setzen."

 

Stuttgarter Zeitung | Verdi: Requiem in der Stiftskirche (Juli 2015, Georg Linsenmann)

"Wie konnte dieses Requiem als Werk für Soli, Chor und Orchester je als Verdis »schönste Oper« missverstanden werden? Eine Frage, die nach der Aufführung mit der Stuttgarter Kantorei, der Stiftsphilharmonie Stuttgart und einem fabelhaften Solisten-Quartett in der Stiftskirche als nurmehr musikhistorisch interessante Reminiszenz wirkt. Denn unter dem Stiftskantor Kay Johannsen erweisen sich Verdis mit faszinierender Präzision ins Werk gesetzten dramatischen Mittel schlicht als die zwingende musikalische Logik, mit der Verdi den Menschen in unbedingter Wahrhaftigkeit vor ein unausweichbar Absolutes stellt: vor die Sterblichkeit des Menschen. (...)
Hier sprechen charakteristische Details in einem musikalisch zwingenden Zusammenhang. Schon die sotto voce im ersten Pianissimo-Einsatz der Männerstimmen hat tragende Intensität und ist wegweisend für die dynamische Anlage zwischen extrem schwierigem, vielfachem Pianissimi und apokalyptischen Fortissimi. (...)
Wie von allein scheinen die von Johannsen in zwanzig Jahren geformten Ensembles dem Leiter zu folgen. Man hört weltstürzende Fortissimoschläge, aufheulende Chor- und Orchesterstimmen, gleißende Chromatik, scheinbar einstürzende Harmonik im »Dies irae« sowie geisterhafte Generalpausen im »mors stupebit«. Vollständig in den Dienst dieser Musik stellen sich die fein harmonierenden Solisten in Reinkultur im unbegleiteten »Huic ergo parce«. Wie vom Himmel schwebend bietet die überragende Sopranistin Katharina Persicke das finale »Libera me«, »Rette mich«. (...) diese Verdi-Messe ist packend, ergreifend und zeitlos aktuell."

 

Stuttgarter Nachrichten | Bach: Johannespassion in der Stiftskirche Stuttgart (April 2015, Susanne Benda)

(...) "Johannsen hat nicht nur die Stimmen seines Chores fein ausbalanciert und miteinander verschmolzen, sondern außerdem Präzision und Hingabe der Sänger auf so feine und detaillierte Weise zusammengebracht, dass sich mancher Profi-Chor davon eine Scheibe abschneiden könnte.
Klare Textaussprache, exakte Tonvorstellung, hohe Konzentration: Diese Qualitäten der Kantorei (...) prägen ein Konzert, bei dem die auswendig gesungenen, in weiten Bögen, sehr frei und sehr expressiv genommenen Choräle als Momente der individuellen Reflexion im Mittelpunkt stehen.
Hier ganz schlicht, dort dynamisiert, beschleunigt oder ausgebremst und farblich abgetönt: Dieser Chorklang erweist sich zumal bei den Choralsätzen als das Ergebnis ­akribischer Detailarbeit. Dabei ist in ­Johannsens Johannespassion Perfektion kein Selbstzweck, und es geht - auch wenn mancher Volkschor auf packende Weise ­dramatisch durchgestaltet wird - nicht um oratorisches Theater, sondern um inneres Bewegtsein." (...) 

 

Stuttgarter Zeitung | Bach: Johannespassion in der Stuttgarter Stiftskirche (April 2015, Frank Armbruster)

(...) "Es waren viele Faktoren, die dazu führten, dass wohl viele Zuhörer am Karfreitag die Stiftskirche am Ende bewegt, manche sogar erschüttert verlassen haben. Ein entscheidender war der Chor, dem gerade in der Johannespassion eine wichtige Rolle zukommt. Elf Choräle gibt es darin, und jeder einzelne war hier von der Stuttgarter Kantorei entsprechend seines textlichen Gehalts individuell gestaltet, präzise artikuliert und klanglich konsistent. Fiel hier die Fähigkeit des Chors zur Differenzierung gerade leiser Passagen auf, so waren es in den Turbachören des Volkes die Beweglichkeit und chorische Durchschlagskraft (...) das "Kreuzige ihn" im zweiten Teil fuhr einem regelrecht durch Mark und Bein. Überhaupt arbeitete Johannsen sowohl die dramatischen als auch die kontemplativen Aspekte der Johannespassion vorbildlich heraus, bestens unterstützt durch das Orchester Stiftsbarock Stuttgart und die exzellenten Vokalsolisten." (...) 

 

Stuttgarter Nachrichten | Bach:vokal in der Stiftskirche Stuttgart (Januar 2015, Thomas Bopp)

"Gleich der Eingangschor der Bachkantate BWV 3 "Ach Gott, wie manches Herzeleid" geriet zu einem mustergültigen Nachweis der gestalterischen Umsicht Kay Johannsens: Die klangsensibel geblasenen Partien der beiden führenden Oboen erhielten ein artikulatorisch durchleuchtetes und deutlich gezeichnetes Pendant im Streichersatz, ohne dass das übergeordnete gemeinsame Ziel eines nobel verhaltenen, seelenwunden Klagetons aus den Augen verloren worden wäre. Homogen und liniengenau, dabei vom Text her initiiert im richtigen Maße wortdeutend und den Ausdruck nachzeichnend war darin noch der Choralsatz eingebettet worden." (...) (Thomas Bopp)

 

Esslinger Zeitung | Bach:vokal in der Stiftskirche Stuttgart (Oktober 2014, Sebastian Quint)

"Johann Sebastian Bach hat keine Oper geschrieben. Das schließt aber nicht aus, dass er sich nicht vielleicht auch gerne dem damals sehr erfolgversprechenden Genre hätte widmen wollen. Wie so etwas hätte aussehen können, zeigen einige von Bachs weltlichen Kantaten, besonders die beiden Werke, die jüngst in der Stuttgarter Stiftskirche zu hören waren. Kay Johannsen hat mit einem Riesenapparat, der stark besetzten Stuttgarter Kantorei und dem üppigen Instrumentarium des Ensembles Stiftsbarock Stuttgart Bachs Kantaten BWV 205 'Zerreißet, zersprenget, zertrümmert die Gruft' und BWV 201 'Geschwinde, ihr wirbelnden Winde' (Der Streit zwischen Phoebus und Pan) zur Aufführung gebracht. Anlass war nicht nur die Hinzufügung eines weiteren Bausteins zur Gesamtaufführung von Bachs Vokalwerk. Beweggrund war auch, im Jubiläumsjahr 2014, in dem man auf 20 Jahre des Wirkens von Kay Johannsen als Stiftskantor und auf die damalige Gründung der Stuttgarter Kantorei zurückblicken kann, diese Erfolgsgeschichte gebührend mit einem weiteren festlichen Konzert zu feiern. (...) Akzentreich und federnd, gestalterisch genauestens durchorganisiert und voller Lebendigkeit bekam man Chor und Orchester im Eingangssatz 'Geschwinde, ihr wirbelnden Winde' zu hören, biegsam und doch mit deklamatorischer Prägnanz gezeichnet überzeugte auch der Schlusschor 'Labt das Herz, ihr holden Saiten'." (Sebastian Quint)

 

Stuttgarter Nachrichten | Bach:vokal in der Stiftskirche Stuttgart (September 2014, Thomas Bopp)

(...) "Stiftskantor Kay Jo­hannsen, dem Ensemble Stimmkunst und den Instrumentalisten des Ensembles Stiftsba­rock gelang es am Freitag in der Stiftskirche, ein pulsierendes wie impulsives Schwingen in die Darstellung dieses Chorsatzes [BWV 19] zu brin­gen. In der ausladenden Tenorarie "Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir" bewegte Andreas Wellers lebendiges Ausloten des Textinhalts. In der eingangs gesungenen Kantate BWV 130 "Herr Gott, dich loben alle wir" ließen Pauken und Trompeten in der von Jens Ha­mann temperamentvoll gesungenen Bass­arie "Der alte Drache brennt vor Neid" das Untier anschaulich toben. Ein leichtfüßiges und lebendiges Gegenbild entwarfen der klar linierende Tenor Stephan Scherpe und die spannungsvoll musizierende Flötistin Susanne Kaiser in der Arie "Lass, o Fürst der Cherubinen". Voller Entwicklungspotenzial angelegt bestach Johannsens Wiedergabe des doppelchorigen Fragments BWV 50 "Nun ist das Heil und die Kraft." 

 

Eßlinger Zeitung | solistenensemble stimmkunst beim Musikfest Stuttgart in der Schlosskirche (September 2014, Sebastian Quint)

(...) "Begonnen hat Johannsen das Konzert mit einem ganz frühen Zeugnis der Musik am Stuttgarter Hof, mit Heinrich Fincks "Kyrie" aus seiner "Missa in summis", 1511 erklungen zur Hochzeit Herzog Ulrichs von Württemberg mit Sabina von Bayern. Johannsen hatte den Messensatz auf einen langen Atem genommen, ihn in der alternierenden Voll- und Geringstimmigkeit gewichtet und dynamisch belebt. (...) Ein unerwartetes Spannungsmoment vermochte Johannsen in Lechners "Sprüchen von Leben und Tod" aus dessen Sterbejahr 1606 zu entdecken. Johannsen brachte den Text des damals 17-jährigen Stuttgarters Georg Rudolf Weckherlin, der sich darin mit der Vergänglichkeit alles Irdischen und der beständigen Geborgenheit in Gott auseinandersetzt, mit größter Akribie mit der hierauf komponierten Musik in Einklang und kam mit seiner Vielschichtigkeit von Wortdeutungen zu aufrüttelnden gestalterischen Ergebnissen. Sensibel lotete er die Kombination von Solo-Alt und harmonisch komplex geführtem Chor in Axel Ruoffs "Menschen gehen zu Gott" auf einen Text von Dietrich Bonhoeffer aus und brachte mit großer Emotionalität Hugo Distlers Sprüche aus dessen Zyklus "Totentanz" zum Erklingen. (...) Einen weiten Ambitus in Ausdruck und kompositorischer Kraft bewies Kay Johannsen wiederum in seinem sich zu größtem Jubel aufschwingenden "Rejoice in the Lord"." (Sebastian Quint)

 

Stuttgarter Nachrichten | Jubiläumskonzert Stuttgarter Kantorei (Juni 2014, Susanne Benda)

"Als Zugabe (...) jenes alte Volkslied von dem Land, das in dieser Zeit das schönste ist: ein anrührendes Abschluss-Stück eines anrührenden Jubiläumskonzerts (...)"
"Überhaupt geriet diese Stunde der Kirchenmusik zu einer wundervollen Vokal-Party. Gemeinsam mit ihrem Gründer und Leiter, dem Stiftskantor Kay Johannsen, feierte die Stuttgarter Kantorei nicht nur ihr 20-jähriges Besetehen, sondern demonstrierte gleichzeitig zu welch hohem Niveau sie sich in zwei Jahrzahnten emporgearbeitet hat."   

 

Stuttgarter Nachrichten | Franz Schmidt: Das Buch mit sieben Siegeln (April 2014, Verena Großkreutz)

(...) "Dass der zweistündige Abend bis zum Ende in Bann zog, dafür sorgte Stiftskantor Kay Johannsen, der alle Beteiligten - die Stuttgarter Kantorei und das riesig besetzte Orchester, das Solistenquartett und die Orgel - mit bewundernswerter Energie und Konzentration zusammenhielt und durch sorgsame Tempodramaturgie und detaillierte Übergangsgestaltung den Spannungsbogen straff hielt." 

 

Esslinger Zeitung | Franz Schmidt: Das Buch mit sieben Siegeln (April 2014, Dietholf Zerweck)

(...) "Zwischen Wagnerscher "Parsifal"- Chromatik und klassischer Diatonik zeigt Schmidts Oratorium viele Facetten, die von der Stuttgarter Kantorei und der Stiftsphilharmonie in Johannsens Leitung eindrucksvoll dargeboten wurden. (...) Bewundernswert ist die Leistung der Stuttgarter Kantorei, die auch die manchmal verzwickten Stimmverschiebungen tadellos bewältigt und die Ausdruckswechsel klangkräftig darstellt. Erstaunlich, wie nach dem 16-fachen, bombastischen "Halleluja!" der Geretteten samt Orgelgebraus die 32 Männerstimmen des Chors das gregorianische Dankgebet in schlichter unisono-Homogenität singen. - Enthusiastischer Beifall in der voll besetzten Stiftskirche."

 

Stuttgarter Zeitung | Franz Schmidt: Das Buch mit sieben Siegeln (April 2014, Martin Bernklau)

"Einer [Brenden Gunnell] wurde am Ende dieses Sonderkonzerts in der Stiftskirche sogar lautstark gefeiert - trotz Karfreitag, dem stillen Feiertag. Aber eigentlich hatten alle solch aufbrandenden Applaus verdient, die in der Stunde der Kirchenmusik unter der höchst konzentrierten Leitung von Kantor Kay Johannsen an der Aufführung dieses apokalyptischen Mammutwerkes mitgewirkt hatten. (...) Die Interpreten ließen ihm [dem Werk] (...) eine uneingeschränkt wertschätzende Würdigung zuteil werden: Chor, Orchester, Solisten - allesamt von erster Klasse. (...) Auch die bestechende Gestaltungskraft Kay Johannsens durfte zu Recht gefeiert werden." 

 

Stuttgarter Nachrichten | Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem (November 2013, Susanne Benda)

(...) "Um Trost ... wird es fortan vor allem gehen. Das ist das Thema, die Idee, die Stuttgarts Stiftskantor Kay Johannsen am Freitag so zwingend über seine Deutung des viel gespielten Stücks legt, dass man meint, dieses lange nicht mehr so fein und so mitreißend und so intensiv durchdrungen gehört zu haben. Zu erleben ist eine Sternstunde. (...) ... eine Darbietung, bei der Expression und intellektuelles Verstehen eins geworden sind." 

 

Stuttgarter Zeitung | Brahms: Ein deutsches Requiem (November 2013, Markus Dippold)

(...) "Homogen ist der Chorklang, sauber die Intonation, differenziert die dynamische Gestaltung. Dass die Stuttgarter Kantorei auch die große musikalische Geste beherrscht, zeigte sich in der voll besetzten Stiftskirche vor allem im sechsten Satz, den Johannsen als große Steigerung anlegt, die in der Phrase 'Der Tod ist verschlungen in den Sieg' kulminiert. (...) Dabei erfuhren die Sänger eine makellose Unterstützung durch die Stiftsphilharmonie, die mit schönem Klang und differenzierter Gestaltung immer wieder aufhorchen ließ." 

 

Ludwigsburger Kreiszeitung | Brahms: Ein deutsches Requiem (November 2013, Dietholf Zerweck)

(...) "Unglaublich, wie die 90-stimmige Stuttgarter Kantorei das Pianissimo des Eingangschors mit Intensität füllte. (...) Ähnlich wie bei Joseph Haydns 'Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz' sind schwere, lastende Tempi die Grundlage dieses Requiems, und der Stiftskirchen-Kantor bringt sie mit konzentrierter Ruhe zum Klingen. Die Holzbläser malen die Paradiesvorstellung mit wunderbarer Klarheit, der Chor schafft gewaltige Spannungsbögen." 

 

Ludwigsburger Kreiszeitung | Bach:vokal (April 2013, Dietholf Zerweck)

"Musikalisch beeindruckt das Ensemble Stimmkunst natürlich durch seine lupenrein und ausdrucksvoll nuanciert dargebotenen Choräle in den Kantaten. (...) Kay Johannsen, der zu Anfang der einzelnen Kantaten Text und Musik anhand von projezierten Notenbeispielen erläuterte, sorgte für eine stimmlich ausgewogene, transparente musikalische Darbietung." 

 

Stuttgarter Nachrichten | Dvorak: Stabat mater (März 2013, fie)

"Stiftskantor Kay Johannsen dirigierte die Stiftsphilharmonie Stuttgart mit ruhig-unforcierter Souveränität und großer dynamischer Breite aus einem tragenden Pianissimo heraus. Heikle, plötzlich ohne instrumentale Begleitung zu singende A-cappella-Stellen, die oft zu Angspartien geraten, meisterte die fabelhafte Stuttgarter Kantorei sicher." 

 

Esslinger Zeitung | Dvorak: Stabat mater (März 2013, Dietholf Zerweck)

"Die Binnenspannung in den einzelnen (...) Teilen des Werks in eindringlichen, kontrastreichen Ausdruck zu übertragen, verlangt von den Interpreten ein hohes Maß an klanglicher Differenzierung. Das gelang dem Dirigenten Kay Johannsen in der Stiftskirche mit seiner Stuttgarter Kantorei und der Stiftsphilharmonie Stuttgart auf beeindruckende Weise. (...) Auch hier [im Tui vulnerati] gelang der Stimmungswandel der Stuttgarter Kantorei großartig, wie auch in den folgenden Sätzen die dramatischen Wechsel von Dunkel und Hell, Moll und Dur spannend gestaltet wurden. (...) Und der Schluss mit der von Dvorák grandios gestalteten Auferstehungsszenerie überwältigte schlichtweg." 

 

Stuttgarter Nachrichten | Bach:vokal (April 2012, Thomas Bopp)

(...) "Johannsens fein ausgehörte Herangehensweise an Bachs Kantaten schöpft ihre inspirierende Lebendigkeit aus einem Instrumentalsatz, der in seiner Artikulation und Phrasierung spannungsreich und transparent wirkt. Der Vokalsatz ist sowohl solistisch wie chorisch gut durchdacht und durchgearbeitet; Deklamation und Ausdruck gehen mit höchster Intensität auf den Textinhalt ein." (...)

Stuttgarter Nachrichten | Elgar: The Apostles (November 2011, Verena Großkreutz)

"Edward Elgars Oratorium "The Apostles" ist ganz großes Kino. Alle Möglichkeiten theatral sich gebärdender Musik kommen hier zum Einsatz: wild tobende Sturmmusik geht der Wasserbegehung Jesu voraus, der am Ende zu pompös jubilierendem Tuttigetöse gen Himmel fährt. Hier wollte einer erschüttern und aufrütteln - bis zum Trommelfellplatzen".
Hierzlande hört man diese spätromantische Vertonung der Apostel- und Passionsgeschichte nur selten. Ein großes Verdienst also, dass sich ihr nun Kay Johannsen im Rahmen seiner Stiftsmusik widmete. Es wurde ein mitreißende Aufführung am Freitag in der Stiftskirche. Ob kontemplative Schilderung, sensible Seelengemälde oder Hochdramatik: Johannsen am Dirigierpult vereinte die gegensätzlichen Ebenen bruchlos und arbeitete die Schönheiten dieser harmonisch und instrumentatorisch so reichen Partitur glänzend heraus. Die Stiftsphilharmonie in Riesenbesetzung zog sofort in den Sog der Klänge, farbenreich und fein differenziert im Ausdruck sang die Stuttgarter Kantorei, ließ mal bodenständig Volkszorn aufflackern, mal ätherisch die Engel säuseln. Berührend entrückt die Frauenstimmen, wenn Petrus bitterlich weint. Wunderbar!" (...) 

 

Stuttgarter Nachrichten | Eröffnungskonzert von "Bach:vokal" (Oktober 2011, Thomas Bopp)

"Kay Johannsen möchte innerhalb des nächsten Jahrzehnts das gesamte Vokalwerk J. S. Bachs aufführen. Anlässlich des Eröffnungskonzerts in der ausverkauften Stiftskirche ließen die Stuttgarter Kantorei, das neu gegründete Ensemble Stiftsbarock und namhafte Vokalsolisten spüren, wie zupackend, aber auch wie reflektierend Johannsen dabei an Bachs Musik herangehen wird.
In der Kantate 69a "Lobe den Herrn, meine Seele", der noch die Missa brevis A-Dur und die doppelchörige Motette "Singet dem Herrn ein neues Lied" folgten, beförderten Johannsen und die konturenscharf singende Stuttgarter Kantorei in deren Eingangschor ein kraftvoll majestätisches Gepräge, zu dem auch das von Christine Busch angeführte, agil und artikulatorisch prägnant aufspielende Instrumentalensemble das Seine beitrug. (...) Die Messe überzeugte durch chorischen Sprachrhythmus und instrumentalen wie vokalsolistischen Feingeist, die Motette durch das eingangs schwungvoll pulsierende Federn, ihren beseelten Mittelteil und das alle metrische Exaktheit überwindende tänzerische Element im Schlussteil." 

 

Stuttgarter Nachrichten | Schütz: Psalmen Davids (Januar 2011, Thomas Bopp)

"So luxuriös, wie sich Schütz 1619 den Klang seiner "Psalmen Davids" vorgestellt hatte, mit einer vielfältigen Durchmischung und instrumental und vokal alternierenden Zuweisung der Stimmen, konnte auch Kay Johannsen anlässlich der Stunde der Kirchenmusik seine Auswahl von elf Stücken aus diesen Psalmvertonungen in der bis auf den letzten Platz besetzten Stiftskirche nicht zum Klingen bringen. Instrumental beschränkte sich Johannsen allein auf eine Continuogruppe, bestehend aus Orgel, Cello und Laute, der er sein achtköpfiges "Solistenensemble Stimmkunst" gegenüberstellte. Diese ausgewiesenen Vokalprofis vermochten seinen Vorstellungen einer musikalischen Umsetzung von Schützens kompositorischen Künsten bis in die sensitivsten Ebenen zu folgen. Und Johannsen geizte da nicht mit Profil verleihender sprachlicher Deklamationsschärfe wie gestischer Spannkraft, die, ebenso wie auf der anderen Seite atmosphärisches Feingefühl, geeignet waren, den textlichen Inhalt mit einer vibrierenden Anschaulichkeit, oder eben auch quasi alles Irdische hinter sich lassenden abgeklärten Ruhe nahezubringen.
Manches Mal hätte man weitere Instrumente vielleicht sogar als verunklarend empfunden: So etwa in Heinrich Schützend Vertonung des 121. Psalms "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen" SWV 31, den Johannsen in einen ruhigen und fahl leuchtenden Klangstrom gegossen hatte und so eine ganz außergewöhnliche klangliche Aura schuf. Da war das Hörglück perfekt.

 

Musik und Kirche | "Nachtbus" beim Musikfest Stuttgart (November 2010, Dietholf Zerweck)

"Eine Uraufführung in der Stiftskirche brachte das Motto des Musikfests in einen mysterienspielartigen Zusammenhang. Nachtbus komponierte der Kantor Kay Johannsen als religiös grundiertes Musiktheater mit Psalmtexten, die die Sehnsüchte und Ängste zweier junger Menschen begleiten. Lisa und Max werden von zwei Schutzengeln (der Sopranistin Katharina Persicke und dem Bariton Ekkehard Abele) zueinander geführt, die stimmungshaltige Musik von Flöte, Percussion und Orgel kulminiert in einer grandiosen Orgelimprovisation Kay Johannsens über den Sonnenaufgang. Das Publikum in der Stiftskirche war berührt von der schlicht in Szene gesetzten Uraufführung." 

 

Stuttgarter Nachrichten | Orff: Carmina burana (Juni 2010, Verena Großkreutz)

"Ein Abend, der gute Laune machte: Die Stunde der Kirchenmusik der Stuttgarter Stiftskirche fand am Freitag im gut gefüllten Hegelsaal der Liederhalle mit Carl Orffs populärer Kantate ?Carmina Burana? statt. Stiftskantor Kay Johannsen hatte seine Stuttgarter Kantorei bestens vorbereitet: Lebendig artikulierend, präzise im Zusammenklang, intonationssicher warf man sich in den Sog dieser eingängigen, rhythmisch mitreißenden, knapp und klar konzipierten Musik, der mittelalterliche Texte zugrunde liegen: Hymnen, Liebes- und Sauflieder, Tanzchöre, auch Humoriges. Die Schwierigkeit dieses Zyklus aus 25 "Liedern aus Beuren" liegt in seinen wirkungsvollen Kontrasten, die vom gedankenverlorenen Summen bis hin zu orgiastischen Ausbrüchen reichen. Die dynamischen, melodischen und rhythmischen Gegensätze wurden vom Chor mit Lust und Leidenschaft, der nötigen Theatralik und mit Liebe fürs Detail umgesetzt. Professionell unterstützt wurden sie dabei von der Sopranistin Lin Lin Fan und dem Bass Jens Hamann sowie - weil man Orffs Fassung für eine kammermusikalische Instrumentalbesetzung spielte - von fünf Perkussionisten und zwei Pianisten, die allesamt zu einer fein nuancierten, sensiblen, farbigen, niemals aufdringlichen Klanglichkeit zusammenfanden. Ein tolles Konzert!" 

 

Stuttgarter Zeitung | "Freud und Leid", Auftaktkonzert zur Landesausstellung  (April 2011, Annette Eckerle)

(...) "Zum Auftakt (der Ausstellung) erklang das Konzert mit dem Kyrie aus der "Missa in summis" von Heinrich Finck zu sechs Stimmen, ein zart gewundenes Stück Musik im Stile der altklassischen Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts, dem Johannsens Ensemble mit ätherisch-feinen Tönen spirituelle Größe verlieh. Dass Leonhard Lechner seinen A-cappella-Zyklus polyphon verhäkelt wie dramatisch-klangsinnlich verhäkelt hat, durfte man auf hinreißend hohem Niveau hören. Bei Philipp Friedrich Boeddeckers "Melos irenicum" (um 1650), einem prächtig barocken Lobgesang auf den Herrn, glänzten Sänger und Instrumentalisten in abgestuftem Dialog. Bei Jommellis "Requiem Es-Dur" (1756) legte Johannsen größten Wert auf den italienischen Grundton, dunkle Klangfärbungen und musikalisch-rhetorische Kunstgriffe. Dies alles geschah so exzellent wie dann auch der Wechsel zu der exklusiven Harmonik des Hugo Wolf mit vier von dessen Geistlichen Liedern (1881). Der Gang durch 500 Jahre Musikgeschichte endete mit Milko Kelemens "A Stuttgart Imagination" (2007), einem Stück, welches das Stuttgarter Kammerorchester mit Esprit zum Glänzen brachte." 

 

Esslinger Zeitung | "Freud und Leid", Auftaktkonzert zur Landesausstellung  (April 2010, Frank Armbruster)

(...) "Ist es dem Stiftskantor Kay Johannsen doch gelungen, an diesem Abend die beiden wichtigsten Aspekte der Stuttgarter Ausstellung musikalisch hochklassig wie thematisch stringent zu verbinden. Da ist zum einen der historische Aspekt: Mit Werken von der Renaissance bis zur Gegenwart wurden wichtige Stationen des baden-württembergischen Musikschaffens beleuchtet. Aber auch das Motto der Stuttgarter Ausstellung "Freud und Leid in Dur und Moll" fand seine musikalische Entsprechung: von Heinrich Fincks Vertonung lebensprall-erotischer Verse aus dem Hohelied Salomos bis zu Niccolo Jommellis Requiem reichte das Spektrum, ergänzt durch eine Motette des Stuttgarter Hofmusikers Leonhard Lechner, einem Te Deum des einstigen Stiftskantors Friedrich Boeddecker, vier geistlichen Liedern von Hugo Wolf und einer tönenden Hommage an Stuttgart aus der Feder des persönlich anwesenden Kompositionsprofessors Milko Kelemen.
Dessen Stück für Streichorchester "A Stuttgart Imagination" darf man vor allem gute Absicht und handwerkliches Können attestieren - ästhetisch erscheint das Pasticcio aus Stuttgart impressionen, das vom Reiterdenkmal über den Schlossgarten bis zu einer Ode an die Rebsorten des Neckartals ziemlich unverbunden die Haltungen wechselt und dabei auch noch zwischendurch die Kriegsgefallenen beklagen will, eher fragwürdig. Dagegen wirkt das Requiem Es-Dur von Niccolò Jommelli, den Herzog Carl Eugen an seinen Hof geholt hatte, in seinem melodischen Reichtum und der virtuosen Behandlung von Orchester- und Vokalstimmen wie ein unvergängliches Meisterwerk - zumal wenn es mit derartiger vokaler Kultur gesungen wird wie hier vom Ensemble Stimmkunst.
Kay Johannsen hat mit ihm einen exquisiten professionellen Kammerchor ins Leben gerufen, aus dem sich auch die Solopartien ad äquat besetzen lassen - dem ohnehin reichen Stuttgarter Chorleben wird mit diesem Ensemble ein weiteres Glanzlicht zugefügt. Fehlt eigentlich nur noch ein Alte-Musik-Ensemble von Rang, wenngleich das mit Barockbögen musizierende Stuttgarter Kammerorchester seine Sache ziemlich gut gemacht hat. Doch am überzeugendsten waren die A-cappella-Werke: des Stuttgarter Hofkomponisten Fincks italie nisch beeinflusste, beredt-polyfone Vokalkunst, Boeddeckers harmonisch farbenreiches Quasi-Madrigal und Wolfs romantisch getönte Eichendorff-Vertonungen. Ein auch wegen Rudolf Guckelsbergers kenntnisreich-charmanter Zwischenmoderationen rundum gelungener Auftakt." (Frank Armbruster)

 

Stuttgarter Nachrichten | Bach: Matthäuspassion (April 2010, Wolfgang Teubner)

"Auf die Minute genau drei Stunden dauerte die tief lotende, ungekürzte Aufführung der Bach"schen Matthäuspassion in der absolut voll besetzten Stiftskirche, die als Sonderkonzert der freitäglichen Stunde der Kirchenmusik angeboten war. Kay Johannsen machte deutlich, dass es ihm nicht um ein Jagen nach Höhepunkten ging, sondern dass er auch hinter der mächtigsten Emotion und Dramatik doch immer die ruhende Grundlage des Ganzen suchte. Wer ihm da zu folgen bereit war, den führte diese Passion gedanklich über die Passionszeit hinaus.
Die prächtig vorbereitete und hier geteilte Stuttgarter Kantorei verband stimmlich-technisches Können mit der gewohnten Sicherheit im Musikalischen. Kraftvolle Weite in den großen Chören wechselte mit dramatischen Wutausbrüchen in den Volksszenen und schlichter Natürlichkeit in den Chorälen. Schlichte Klarheit auch in den beiden von den Hymnus- Chorknaben gesungenen Cantus-firmus-Stellen. Der Evangelist Andreas Karasiak blieb als Erzähler innerlich nicht unbeteiligt. Sein sich vielseitig färbender, immer reich verschenkender Tenor war auch in den Arien ein sicher geführter, geschmackvoller Mittler.
LinLin Fan und Annelie Sophie Müller sangen die Sopran- beziehungsweise Altarien mit beseelten, leuchtenden Stimmen. Der noch junge Bassist Kresimir Strazanac war für die Pilatus-Partie und für die Arien eine Idealbesetzung. Nicht ganz so glücklich war man mit Krzysztof Borysiewicz für die Christusworte, er war jedoch sehr kurzfristig eingesprungen. Mit dem nötigen Zugriff musizierte die geteilte Stiftsphilharmonie auf Barockinstrumenten. Geschmack und Dezenz zeichneten die Instrumentalisten aus, im Tutti wie in den mit umsichtiger Sorgfalt gestalteten Soli. Kay Johannsen, immer wechselnd zwischen Dirigent und Cembalist, hat mit dieser Aufführung Maßstäbliches geleistet. Zum Schluss läuteten die Glocken, auf Beifall hatte man bewusst verzichtet." 

 

Stuttgarter Zeitung | Elgar: Dream of Gerontius (November 2009)

"... es ist einer der Vorzüge dieser Aufführung, dass es dem Stiftskantor gelingt, die großen Erzähl- und Spannungsbögen zu realisieren." (...)
"Star des Abends aber ist die Stuttgarter Kantorei. Mal sind es feine Töne des Halbchores, dann schlichte A-cappella-Momente oder die Homogenität und Kraft des Tutti-Chores, die beindrucken, vor allem im zweiten Teil. Dort darf Gerontius seinen Gott schauen. Ferdinand von Bothmer und die klangschöne Kantorei stegiern sich hier in einem grandiosen Duett, für das Elgar auch höchste Lagen und breite Crescendo-Steigerungen schreibt. Wohlige Klänge umfluten Gerontius, Engel schwärmen von der Liebe und Weisheit Gottes."

 

Esslinger Zeitung | Elgar: Dream of Gerontius (November 2009)

"Im Stuttgarter Jubiläumskonzert fand die aus der kathedralen Chortradition Englands und spätromantischen Klangspektren entwickelte Partitur eine überzeugende Darstellung. Ferdinand von Bothmer sang die allegorische Figur des Gerontius in der Stiftskirchen-Aufführung mit lichter Intensität und brachte die philosophischen Reflexionen von Newmans Text sehr differenziert zum Ausdruck. Als Schutzengel trat ihm im zweiten Teil die Mezzosopranistin Kirsten Grotius warmtönig und mit klarer Linie zur Seite: die gregorianische Melismatik des "Allelujah" wie auch die ariosen Melodiebögen waren klangvoll gestaltet. Seine Rollen als Priester und "Engel der Todesqual" wurden von Krzy­sztof Borysiewicz mit mächtigem Bassvolumen erfüllt. Äußerst vielseitig konnte sich die Kantorei der Stiftskirche in ihren Chören der Engel und Dämonen in Szene setzen. Nach einem ungeheuer expressiven orchestralen Höhepunk, mit dem Elgar den Moment der Vision Gottes anschaulich macht, führte Kay Johannsen Chor und Orchester mit einer für die Akustik der Stiftskirche erstaunlichen Transparenz zum eindringlichen, im dreifachen "Amen" leise verklingenden Schluss."

 

Stuttgarter Zeitung | Berlioz-Requiem (Juli 2009)

"Zwischen bombastischer Wucht ist viel Zartes in der Grande messe des morts, dem monumentalen Requiem von Hector Berlioz - dabei die Spannung zu halten, das gelang nun Kay Johannsen und der Stuttgarter Kantorei beim Sonderkonzert in der ausverkauften Stiftskirche fast durchweg, auch in den harschen Kontrasten. Oder nach endlos langen, geduldig ausgekosteten Generalpausen. Die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, selbst für die abgeschlankte Großbesetzung mit vier zusätzlichen Blechbläsergruppen und viel starkem Schlagwerk noch massiv aufgestockt, hielt da mit. Vielleicht klang aber nach langer Saison hier und da ein wenig Mattigkeit durch.
Wenn die vielen Vorurteile über Berlioz und dieses größtbesetzte Werk der Welt mal beiseitebleiben, erklingt in dem für die Helden der 1830er-Revolution bestellten Requiem eine ungemein subtile Auseinandersetzung mit Glaube und Tod, Tradition und Liturgie, die zwischen Mozart und Verdi eine Trias würdig vervollständigt. Zugegeben, der Blech-Koloss des Tuba mirum: scbon ein wenig monströs, wie sein Thema, der Ruf zum Jüngsten Gericht. Dafür ein Sanctus ohne Pomp und Triumph, das innig lyrische Lacrimosa, litaneihafte Schlichtheit, archaische Fugen a cappella; manchmal ein Psalmodieren, die unbegleitete, schutzlose Stimme, das Stammeln, Verstummen. Das war schwer für den Chor, viel heikler als wuchtige Tutti. Wobei der Tenor als einzige Mittelstimme, ein echter Alt fehlt ja, fraglos am stärksten gefordert war. Er zeigte fast keine Schwächen.
Die militärischen Motive minimierte Kay Johannsen mit Geschmack. Und er passt den Gesamtklang subtil dem Raum an, wie das der Instrumentationsmagier Berlioz ja auch ausdrücklich anempfohlen hatte. Statt Invalidendom eben Stiftskirche. Burkhart Fritz, einziger Gesangssolist des Abends, führte seinen Tenor im Sanctus ohne Opern-Espressivo. Ein tastender Orchestersatz, noch einmal Bewegung, wieder dieses eindringlich leise Flehen. Dann verstummt auch das Grollen der großen Trommel. Totenstille.
Dieses Stille hätte länger dauern dürfen. Dann dann brach sich der Beifall Bahn."

 

Stuttgarter Nachrichten | Berlioz-Requiem (Juli 2009)

(...) "Ein großer Erfolg mit Berlioz" Requiem gelang jetzt der Stuttgarter Kantorei und der Südwestdeutschen Philharmonie unter Leitung von Kay Johannsen in der Stiftskirche. Zwar besitzt das schwäbische Gotteshaus nicht die Ausmaße des Pariser Invalidendoms, und die unvorstellbare Masse der Ausführenden der Uraufführung war auf ein Normalmaß reduziert, doch der Eindruck war ein gewaltiger. Zu verdanken war dies der sorgfältigen Differenzierung, mit der die Musiker das bisweilen statuarische Werk interpretierten. Zwar fehlten die kanonendonnergleichen Gewitter und die engelsgleich süßen Chöre nicht, doch wichtiger war die musikantische Zeichnung tiefster Klangabgründe, kontemplativer Hymnik und zartester Verinnerlichung. (...) Der kraftvolle, mit schimmerndem Timbre ausgestattete Tenor Burkhard Fritz verlieh dem "Santcus" große Strahlkraft. Die Stuttgarter Kantorei gestaltete die romantischen Klangversenkungen und die Tour de Force der dynamischen Anforderungen mit nahezu nicht nachlassender Konzentration."

 

Rems-Zeitung | Berlioz-Requiem beim Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd (August 2009)

(...) "Mit Burkhard Fritz (Tenor), der Stuttgarter Kantorei und der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz führte Stiftskantor KMD Kay Johannsen die wohl ungewöhnlichste Vertonung von Ordinarium und Proprium des Requiem auf (...) wahrlich eine "Grande" Messe, die jede Vorstellung davor und danach sprengt. Ludwig Wittgenstein schrieb uns bereits 1918 ins Stammbuch: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." Oder (...) kurz vor dem Schluss seines (...) Tractatus logico-philosophicus (...): Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische."
Genau in dieser Spannung war die denkwürdige 80-minütige Aufführung angesiedelt. Angesichts der wahrgenommenen Größe sollte man die ungemein instruktive Einführung, das Textheft oder die Noten schließen und ehrfürchtig schweigen. (...)
Da ist zuerst die ungewöhnliche Besetzung: ein dreistimmig gemischter Chor (Sopran, Tenor, Bass), der neben einer ausnahmsweisen Aufteilung des nur im Sanctus geforderten "Contraltos" I, II sowie wenigen vierstimmigen Männerchorteilen in den Steigerungen bis zur Sechsstimmigkeit expandiert. Wie oft herrscht die vokale Eistimmigkeit vor, sich dem Text wie bedrückt ("Dies iræ" oder "Tuba mirum spargens sonum") oder entrückt ("Quid sum miser") anzunähern. Jede aus der Vergangenheit der Renaissance oder bei Mozart vertraute Erwartung wird ?ent-täuscht?. Und wie originell und unter die Haut gehend wird man aus der Täuschung in die Deutung Berlioz? genötigt. Das "Quarens me" ist ein reiner A-cappella -Satz bis zur Siebenstimmigkeit, dessen sublime Eindringlichkeit im Kontrast steht zur explodierenden Wucht des "Dies iræ": Zwei Blechbläserbatterien, dazwischen Orchester und Chor, hämmern auch dem letzten Zweifler ein, dass das Jüngste Gericht das ganze Gegenteil ist von "Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind." Nein, die unerbittliche Erkenntnis des eigenen Versagens, das nur der Barmherzigkeit Jesu demütig anempfohlen werden kann, ist der Kern einer realen Erwartung, bei der man nur noch heulen kann. (...)
Wer die Eigenheiten der Berliozschen Offenbarung nicht vollzogen hat, kann auch nicht die Leistung der Ausführenden ermessen, er bliebe denn rein äußerlich am Rande hängen. KMD Johannsen jedenfalls hat das Werk derart gepackt, dass er es mit äußerster Energie angeht, die musikalischen Impulse der komplexen Partitur minutiös ausleuchtet. Der Chor muss sich wirklich zurücknehmen ins Fast-Nichts, wenn der Komponist ein pppp verlangt. Das ist nicht bloß "angedacht", es ist unerlässlich. Und die Stuttgarter Kantorei ist so mit dem Werk verwachsen, dass jede Professionalität gleichsam transzendiert wird und ein Gesamtkunstwerk entsteht in extrem dynamischer Spannung. Die wunderbar lineare Stimmführung in bewegender Homogenität kann plötzlich umschlagen in scharfe Konturen eines z. B. dreifach geteilten Soprans ("in favilla"). Ganz gegen den Strich gebürstet erscheint das pp zu Beginn des "Dies iræ" mit vorgegebener Atemlosigkeit der Phrasen, ehe die Übereinanderschichtung von "Quantus tremor" und "Dies iræ" zur Gewalt der Posaune des jüngsten Gerichts ("Tuba mirum" oder "Rex tremendæ") umschlägt: Das Münster bebt, dessen Statik wird durchaus auf die Probe gestellt! Die differenzierte Rhythmik tut ein Übriges. Man kann nur mit Hochachtung staunen ob der Souveränität der ausgezeichneten Konstanzer Philharmonie und des Chores. Nur in der Einheit solchen Ausmusizierens ist es überhaupt möglich, sich der Herausforderung zu stellen. Das ist ganz ausgezeichnet gelungen."

 

Stuttgarter Zeitung | Karfreitagskonzert mit Schubert "Messe As-Dur" (April 2009)

"Es gab da einen Moment, da hätte man bei der "Stunde der Kirchenmusik" am hochheiligen Karfreitag sogar über Szenenapplaus in der Stuttgarter Stiftskirche nicht gestaunt: nachdem die grandios fließende Fuge "Cum sancto spiritu" sich endlich als mächtig angeschwollener, in ihrem weiten Bogen vom Stiftskantor Kay Johannsen beinahe bruchlos durchgehaltener Strom mit dem nachhallenden Schlussakkord triumphal in ein Meer der Ruhe ergossen hatte. (...) Um durchweg fein musizierende Bläser ergänzt, zeigte sich die Stiftsphilharmonie (...) in der großen, sinfonisch vollen As-Dur-Messe als biegsames und doch stets präzises Ensemble. Über mancherlei Konventionen setzt sich Schubert da hinweg. Man muss die heitere, von einnehmender, oft volkstümlicher Aura geprägte Aura nicht gleich als Auseinandersersetzung und Sieg über den Tod feiern, aber die Messe strahlt von einer fast gar nicht umschatteten Freude. Und die brachte Kay Johannsens großer Kantorei-Chor ebenso leuchtend ein wie das Solistenquartett aus Andrea Brown, Ruth Sandhoff, Andreas Karasiak und Raimund Nolte. Langer, begeisterter Beifall."

 

Esslinger Zeitung | Karfreitagskonzert mit Schubert "Messe As-Dur" (April 2009)

"Das Bekenntnis zur "heiligen katholischen und apostolischen Kirche" hat Franz Schubert in allen seinen Messen weggelassen, bisweilen fehlt im Credo auch die Formel von der zu erwartenden Auferstehung der Toten. Dies ist auch in Schuberts großer As-Dur-Messe der Fall. Gleichwohl hat der Komponist den Kern des christlichen Glaubens beispielhaft zum Ausdruck gebracht, und zwar im "Crucifixus": Mit herber Intervallik taucht Schubert den Kreuzestod Jesu in eine düstere Sphäre und hüllt gleich anschließend den daraus erwachsenden Erlösungsgedanken in lieblich aufgehellte Töne. In der Stuttgarter Stiftskirche hat Kay Johannsen diesen starken Kontrast und damit die Intention Schuberts mit größtmöglicher Klarheit herausgearbeitet. Mit der Bass­akzentuierung im Orchester und der schneidenden Präsenz der Dissonanzen im Chorpart türmte der Dirigent das Karfreitagsgeschehen zu erschütternder Klangwucht. Doch unmittelbar darauf hätte die Erkenntnis, dass dies alles "für uns" geschah, kaum geschmeidiger zu Klang gebracht werden können. In Johannsens gestalterischem Ansatz gab es noch einiges mehr zu hören, was der Aufführung zu eindrücklicher Überzeugungskraft verhalf. So die ungemein feingliedrige Spannkraft, die dem Textinhalt einen bewegenden Ausdruck und den Stimmlinien intensiven Duktus gab. So hatte man im "Sanctus" das "Pleni sunt coeli" selten zuvor in einen so berührenden wiegenden Rhythmus eingebunden erlebt, und das "Osanna" hüpfte kaum einmal so leicht dahin. Die Stuttgarter Kantorei bewies eine lupenreine Agilität im Kleinen wie eine ins Große gewendete Schlagkraft (...). Auch die instrumentalen Zwischenspiele waren mit viel Raffinesse im Detail und ausgesuchter Klangkultur abgerundet. Die (...) Stiftsphilharmonie glänzte mit artikulatorischer Genauigkeit, mit viel Feinsinn, Flexibilität und Klarheit in den Motivverkettungen. Das prominent besetzte Solistenquartett mit der Sopranistin Andrea Brown, der Altistin Ruth Sandhoff, dem Tenor Andreas Karasiak und dem Bass Raimund Nolte zeigte sich als Ensemble von edler Geschlossenheit und bewies in den Solopassagen viel Persönlichkeit. So traf etwa Andrea Brown im "Gratias agimus" bei aller Finesse auch das richtige Maß an kindlich-naiver Frömmigkeit. Erstaunlich war auch die weiche und austarierte Überblendung der Klangebenen von Chor, Vokalsoli und Orchester. Nicht weniger angetan war man eingangs von der Aufführung von Karl Amadeus Hartmanns "Concerto funebre" für Solovioline und Streichorchester. Die Geigerin Christine Busch überzeugte als Interpretin, die sich mit langem Atem in die dem Werk eingeschriebene Melancholie hineinzutasten vermochte, aber ebenso auch dem jäh herausbrechenden Schmerzensschrei Raum geben konnte. Den Streichern der Stiftsphilharmonie musste man schon hier dank ihrer Klangsensibilität im Auffächern feinster Valeurs und ihrer ausgeprägten Fähigkeit eines steten und filigran pulsierenden musikalischen Flusses höchste Anerkennung zollen."

 

Stuttgarter Nachrichten | Karfreitagskonzert mit Schubert "Messe As-Dur" (April 2009)

"(...) die vier Solisten Andrea Brown, Ruth Sandhoff, Andreas Karasiak und Raimund Nolte verbreiten ungetrübten Wohlklang, der Chor leistet Schwerstarbeit in einer Bandbreite zwischen kantabler Leichtigkeit und massiver Dramatik, die achtbar agierenden Bläser addieren sich positiv zum  ausgezeichneten Streichorchester. Johannsen fordert konzentrierte Spannungen, lässt aber auch Raum für die nötigen Emotionen."

 

Esslinger Zeitung | Monteverdi/Selva morale beim Europäischen Musikfest (September 2008)

"Im großformatigen Psalm "Dixit Dominus" hat Monteverdi die spirituelle Aussage zu packender Affektdarstellung vermenschlicht: Das Bild des rächenden Gottes wird in furchtsam-beeindrucktem Staunen betrachtet, und solch devotional erregte Seelenspannung trat in Johannsens kammermusikalischer Interpretation plastisch in die Gehörgänge. In rein solistischer Vokal- und Instrumentalbesetzung erreichten die groß besetzten Werke - neben dem "Dixit" ein Magnificat und ein "Gloria" - so viel an Durchhörbarkeit, wie die verunklarende Stiftskirchenakustik zulässt. Generell zielte Johannsen bei aller affektiven Prägnanz nicht auf exaltierte Bizarrerie, sondern auf feine Balance und sensible Intimität. Moralische Waldeslust eben."

 

Stuttgarter Zeitung | Monteverdi/Selva morale beim Europäischen Musikfest (September 08)

"Johannsen orientierte sich bei seiner Auswahl am Ablauf des Vespergottesdienstes und stellte daher den Psalm Davids "Dixit Dominus", gesetzt für zwei Soprane, zwei Altstimmen, zwei Tenöre und zwei Bässe mit Instrumentalensemble, an den Beginn. Schon hier wurde deutlich, welch große Bedeutung Johannsen dem rhetorischen Aspekt dieser Musik zumisst, wie wichtig ihm der erzählerische Duktus dieser Musik ist. Er drechselte also mit feinem Werkzeug an jenen Scharnieren, an denen Monteverdi den vertrackten Mechanismus von Rezitativ und Arioso ablaufen lässt, an denen er geistliche und weltliche Klangwelten zusammenfügt."

 

Stuttgarter Nachrichten | Abschlusskonzert des Stiftsmusikfests mit Strawinsky, Bernstein, Poulenc (Juli 2008)

"Dieses Programm bot der Stuttgarter Kantorei ausgiebig Gelegenheit, ein weiteres Mal das außergewöhnliche Chorniveau in Stuttgart unter Beweis zu stellen. Homogenität des Chorklangs und eine hoch entwickelte Pianokultur, Durchschlagskraft und stimmliche Beweglichkeit: All dies war gefordert und wurde auf überzeugende Weise eingelöst. (...) Das Konzert war der würdige Ausklang eines hoch ambitionierten Musikfests zum 50. Geburtstag der "Stunde der Kirchenmusik". Nach einem so hochkarätigen Fest wird man sich um die nächsten 50 Jahre dieser Konzertreihe keine Sorgen machen müssen."

 

Esslinger Zeitung | Abschlusskonzert des Stiftsmusikfests (Juli 2008)

"Kay Johannsen hatte seine Ensembles hervorragend vorbereitet. Ob französische Farbenmusik, harte Klangeffekte à la "Le sacre du printemps" oder Elemente der russisch-orthodoxen Liturgie: Chor und Orchester, die in der ?Psalmensinfonie? gleichberechtigt gegenüberstehen, arbeiteten die filigranen Strukturen sorgfältig heraus und fanden zu einem transparenten Klangbild zusammen. Hier zeigte die Stuttgarter Kantorei, die auf hohem Niveau sang, ihr besonderes Faible für weiche, irisierende Klänge im Piano. Und das Ensemble 94, das an diesem Abend durch viele junge Musiker ergänzt zum Sinfonieorchester angewachsen war, brachte die farbenreiche, durch die große Bläserbesetzung oft an Orgelsounds erinnernde Partitur eindrücklich zum Klingen. In Leonard Bernsteins ?Chichester Psalms?, die 1965 im Auftrag der Kathedrale in Chichester entstanden sind, kamen die effektvollen Kontraste trefflich zur Geltung: Die kontemplativen Abschnitte, die geprägt sind von der schlichten Melodik der jüdisch-liturgischen Musik, genauso wie die martialischen Ausbrüche und tänzerischen Passagen, die an die quirlige Rhythmik der "West Side Story" gemahnen. Zum Schluss gab es noch einen echten Schmachtfetzen: Francis Poulencs "Gloria" aus dem Jahre 1959, das eine recht fröhliche, lebendige Vertonung des liturgischen Textes darstellt und in süffiger Harmonik und impressionistisch-fließenden Klängen schwelgt."

 

Schwarzwälder Bote | Weihnachtskonzert in der Balinger Stadthalle (Dezember 2007)

"Wer Johannsen kennt, weiß, dass heile Welt mit Zuckerguss auch in einem "Weihnachtskonzert" nicht von ihm zu erwarten ist. Er baut sein Programm überlegt: Beginnt verhalten mit Händels tiefgründigstem Concerto, lässt erste Erwartung aufscheinen mit Bachs Arie "Süßer Trost, mein Jesu kömmt", schaltet ein eher herbes zeitgenössisches Werk dazwischen, das sich auf Bach bezieht. Nach der Pause dann ein zweiter Anlauf: Schostakowitsch, tiefernst und bekenntnishaft, und von da zu einer der freudigsten Bach-Kantaten, zur endlichen Befreiung, zum Weihnachtsjubel." Stuttgarter Zeitung zum Weihnachtskonzert in der Stiftskirche (Dezember 2007)" (...) Kay Johannsen am Cembalo zeigte sich als gewohnt brillanter Continuospieler wie als souverän disponierender Dirigent." 

 

Schwäbisches Tagblatt zum A-cappella-Konzert der Stuttgarter Kantorei in der Stiftskirche Tübingen (Dezember 2007)

"Sicher geführt und zu Hochleistungen motiviert bildeten die einzelnen Stimmen unter der Leitung von Kay Johannsen einen beweglichen und dynamischen Klangkörper."

 

Main-Echo zum | A-cappella-Konzert der Stuttgarter Kantorei in Elsenfeld (Dezember 2007)

"Sehr dicht, sehr konzentriert zeigte sich ein Chor der Spitzenklasse mit 45 Sängerinnen und Sängern. Elegante leichte Intonation, hörbar an moderner Literatur geschult begeisterte selbst bei schwierigsten zeitgenössischen Kompositionen. (...) Flexibel, mit langem Atem bei breitem stilistischem Repertoire zeigte sich die Kantorei als vollendetes Werkzeug in der Hand des großartigen Dirigenten und Komponisten Kay Johannsen."

 

Esslinger Zeitung | Händel "Israel in Egypt" (November 2007)

"Für den Chor (...) bedeutet der dreiteilige und beinahe pausenlose Einsatz eine Mutprobe im Marathon-Format. Die Stuttgarter Kantorei hat sie souverän bewältigt. (...) Dabei hat Johannsen seine Sängerscharen nicht nur auf hymnische Wucht und polyphone Klarheit getrimmt, sondern realisierte auch das Espressivo der Zurückhaltung samt einer bemerkenswerten dynamischen Elastizität. (...) Das Ensemble 94 gab den Orchesterpart mit markantem, bestens differenzierendem Streicherklang, der vor allem Händels stets signifikante Rhythmik scharf konturierte."

 

Stuttgarter Nachrichten | Händel "Israel in Egypt" (November 2007)

"Wenn sich ein Chor Händels Oratorium "Israel in Egypt" zutraut und erarbeitet, spricht das für seine Qualität und für sein Selbstbewusstsein. Erstere war zu hören, Letzteres gerechtfertigt, als jetzt die Stuttgarter Kantorei unter der Leitung von Kay Johannsen das Stück in seiner dreiteiligen Fassung ? zur Aufführung brachte. Da es in diesem Stück vor allem um einen kollektiven Reflex auf den Auszug aus Ägypten geht, sind nicht weniger als 32 vier- bis achtstimmige Chorsätze zu bewältigen (...) eine Aufgabe, welche die in den Einzelstimmen sehr homogen wirkende, sehr klar sprechende Kantorei ganz hervorragend meisterte. Viel hatte Johannsen an der Balance der Stimmgruppen und an linearer Klarhei